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"Wer der Jugend vorangehen will, muss gerade Wege gehen."
Jean Cocteau, 1889-1963, frz. Dichter, Maler und Filmregisseur
Verein „Rettet das Kind“ –
Landesorganisation Wien
Seit 1957 ist der Verein „Rettet das Kind“, Landesverband Wien, eine der neun Landdesorganisationen von „Rettet das Kind“, Österreich, für das Wohl von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit dem Ziel, deren individuelle Lebenssituation nachhaltig zu verbessern, im Einsatz.
Unser Verein
Der Verein „Rettet das Kind“ ist eine private, überparteiliche und konfessionell nicht gebundene Non-Profit-Organisation, deren Arbeitsgrundlage die UN-Konvention über die Rechte des Kindes ist. „Rettet das Kind“ – weltweit unter dem Namen „Save the children“ aktiv – ist in Österreich nach föderalistischen Prinzipen organisiert. Daraus ergeben sich vielfältige Aktivitäten für „Rettet das Kind“, Österreich und die Landesorganisationen. „Rettet das Kind“, Wien finanziert seine Arbeit vor allem aus Subventionen der öffentlichen Hand sowie aus Mitteln der österreichischen Kinderhilfe.
Unser Arbeitsgebiet
ist die außerschulische Jugendarbeit. Als solche wird in der Fachliteratur derjenige Teil des Sozialisations- und Bildungsangebotes für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bezeichnet, der außerhalb von Familie, Schule oder Ausbildung und Erwerbsarbeit situiert ist. Wichtig ist die Freiwilligkeit der Teilnahme der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, denn Jugendarbeit kann nicht „verordnet“ werden.
Unsere Aufgabe
Wir sehen es als unsere Aufgabe, benachteiligte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zu unterstützen, deren Lebenssituation durch soziale und pädagogische Arbeit zu verbessern ist, die aber von bestehenden sozialen Einrichtungen und Angeboten der Jugendarbeit nicht ausreichend erreicht werden oder nicht erreicht werden wollen.
Unsere Ziele
- Wir setzen uns für die Verbesserung der individuellen Lebenssituation dieser Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein;
- Wir befähigen sie dazu, ihre eigenen Potentiale zu erkennen und umzusetzen;
- Wir vermitteln ihnen soziale Kompetenzen und fördern ihre Fähigkeit zur Selbsthilfe;
- Wir setzen uns abseits tradierter Geschlechterstereotypen für die Gleichberechtigung von Geschlechtern ein;
- Wir sehen politische Partizipation sowie das Einbeziehen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in die Gestaltung von öffentlichem Raum als Möglichkeit, strukturell bedingte Mängel zu beseitigen;
- Wir arbeiten für die gesellschaftliche Akzeptanz ausgegrenzter Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener und ihre Integration in die Gesellschaft.
Um diese Ziele zu erreichen, gehen wir verschiedene Wege: Streetwork und Offene Jugendarbeit sind Mittel, um unseren Vereinszweck zu erfüllen.
Streetwork
Streetwork ist eine Methode der Sozialarbeit und hat seinen Ursprung in den USA der 1920er Jahre. Dort wurden in Großstädten, z.B. in Chicago, bedingt durch steigende Jugendkriminalität, sozialpädagogische Programme eingerichtet. Die typische Zielgruppe dieses von sozialen Einrichtungen losgelösten Arbeitsansatzes war die „youth gang“ (Jugendbande, Clique, lose strukturierte jugendliche Straßengruppe). Über England gelangte diese Methode auch nach Deutschland, wo sie ab etwa 1970 zum Einsatz kam.
Seit 1979 ist „Rettet das Kind“, Wien im Bereich Streetwork tätig und in diesem Bereich laut Bescheid der Wiener Landesregierung geeignet, nichthoheitliche Aufgaben der öffentlichen Jugendwohlfahrt zu erfüllen – dies wird nunmehr laut Schluss- und Übergangsbestimmung Par. 56 Abs.4 WKJHG 2013 als Einrichtung der privaten Kinder-und Jugendhilfe nach Wiener Kinder- und Jugendhilfegesetz 2013 erfüllt.
Daraus resultiert, dass in Bezug auf die Qualifikation der Mitarbeiter*innen das Wiener Kinder- und Jugendhilfegesetz 2013 zur Anwendung kommt. Das bedeutet, dass das Personal nach den Bestimmungen dieses Gesetzes entsprechend qualifiziert sein muss (Par.10 in Verbindung mit Par. 6 und 7 WKJHG 2013).
Derzeit betreibt „Rettet das Kind“, Wien im Auftrag der Stadt Wien und der Bezirke Hietzing, Liesing, Meidling, Wieden ganzjährig fünf Streetwork-Einrichtungen. Vier dieser Teams arbeiten stadtteilorientiert, sind also Ansprechpersonen für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen des jeweils umliegenden Stadtteils. Das fünfte Team arbeitet überregional im gesamten Stadtgebiet, wie es die Standortveränderungen der Zielgruppe erforderlich machen.
Die Zielgruppe
sind Jugendliche und junge Erwachsene in Wien im Alter von 12 bis 24 Jahren, die sich in ihrer Freizeit vorwiegend im öffentlichen und halböffentlichen Raum aufhalten. Diese Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind oft von Ausgrenzung und/oder sozioökonomischer Benachteiligung betroffen, fühlen sich unerwünscht und/oder stehen im Konflikt mit ihrem sozialen Umfeld. Darüber hinaus zählen jugendkulturelle Szenen zu unserer Zielgruppe.
Unsere Angebote richten sich an Jugendliche und junge Erwachsene, die von bestehenden sozialen Einrichtungen und Angeboten nicht ausreichend erreicht werden oder nicht erreicht werden wollen.
Offene Jugendarbeit
Seit Mai 2001 betreibt der Verein „Rettet das Kind“, Wien Jugendtreffs. Derzeit sind in den Wiener Gemeindebezirken Liesing, Meidling und Penzing vier Jugendtreffs ganzjährig mit je drei bis sechs Mitarbeiter*innen in Betrieb.
Ein Jugendtreff ist ein geschützter Raum, in welchem sich ein für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen frei zugängliches Angebot an Freizeiteinrichtungen befindet. Der Jugendtreff kann anonym aufgesucht, die Freizeiteinrichtungen dürfen kostenlos bespielt werden. Ein Merkmal für einen Jugendtreff ist das gemeinsam mit den Jugendlichen erarbeitete Regelwerk, welches die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben im Jugendtreff bildet.
Die Zielgruppe
sind Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 und 24 Jahren, die im Einzugsgebiet des Jugendtreffs wohnen oder dort ihre Freizeit verbringen und nicht über die finanziellen oder sozialen Möglichkeiten verfügen, ihre Freizeit entlang der gängigen Konsumschienen zu gestalten. Zusätzlich bietet der Jugendtreff Wiener Flur einen „Kinderbetrieb“ an, der sich in der Altersstruktur vom regulären Jugendbetrieb unterscheidet (sechs bis elf Jahre).
Die Arbeitsprinzipien
Im operativen Bereich – bei Streetwork und in der Offenen Jugendarbeit – gelten folgende Arbeitsprinzipien und Arbeitsmethoden:
- Freiwilligkeit
- Anonymität
- Akzeptanz
- kritische Parteilichkeit
- Niederschwelligkeit
- Bedürfnisorientierung
- Transparenz
- gendersensible Grundhaltung und Diversität
- Lebensweltorientierung
- ganzheitliche Sichtweise
Unsere wichtigsten Arbeitsprinzipien sind die Freiwilligkeit des Kontaktes zwischenJugendlichen bzw. jungen Erwachsenen und Mitarbeiter*innen, die Zusicherung von Anonymität aller uns anvertrauter Informationen soweit es der gesetzliche Rahmen zulässt und unsere kritische Parteilichkeit für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Hilfsangebote werden im Lebensumfeld der Jugendlichen und jungen Erwachsenen gesetzt und sind nicht an Bedingungen geknüpft. Unsere Arbeit beruht auf der professionellen Umsetzung von fachlichen Standards. Wir arbeiten bedürfnisorientiert, transparent, ganzheitlich und akzeptierend. Der damit verbundene hohe Kompetenzanspruch und die starke Orientierung auf Beratung und Einzelfallhilfe erfordern eine Ausbildung im Bereich der sozialen Arbeit bzw. Sozialpädagogik für alle Mitarbeiter*innen, wie im Kapitel „Streetwork“, 3. Absatz, beschrieben.
Die Arbeitsmethoden
- Streetwork: Streetwork ist niederschwellige, aufsuchende Sozialarbeit in der Lebenswelt der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Form eines kontinuierlichen Kontaktangebots. Hilfe wird nicht aufgedrängt, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen bestimmen selbst Frequenz und Ausmaß der Hilfestellung. Vertrauensbildung und Beziehungsarbeit sind zentrale Bestandteile von Streetwork.
- Einzelfallhilfe: Hilfe zur Selbsthilfe auf Basis eines Vertrauensverhältnisses in Form von Beratung, Unterstützung, Begleitung, Weitervermittlung und Krisenintervention sowie psychosozialer Betreuung.
- Gruppenarbeit/ Cliquenarbeit: Erkennen und Respektieren von internen Strukturen bereits bestehender Gruppen, Förderung von sozialen Kompetenzen und von konstruktivem Umgang mit Konflikten.
- Geschlechterreflektierende Jugendarbeit: abseits tradierter Geschlechterstereotypen werden Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene darin bestärkt, Selbstbewußtsein und Selbstwert als Individuen zu entwickeln.
- Interkulturelle Arbeit: Wir setzen uns für die Akzeptanz unterschiedlicher Werte- und Kulturvorstellungen ein und fördern Toleranz, Offenheit und Respekt für gleichberechtigte Beziehungs- und Kommunikationsformen.
- Gemeinwesenorientierung: Unterstützung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei der Erhaltung ihrer Treffpunkte im Stadtteil, Moderation von Konflikten zwischen verschiedenen Interessensgruppen, Zusammenarbeit mit anderen sozialen Einrichtungen und Politiker*innen im Bezirk, Orientierung an den Bedürfnissen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen und den Möglichkeiten im jeweiligen Stadtteil.
- Freizeit-, Spiel- und Outdoorpädagogische Angebote ermöglichen unter anderem: einen Projektrahmen, innerhalb dessen spezifische Themen besprechbar werden, (vertiefenden) Beziehungsaufbau zur Zielgruppe, und/oder ermöglichen Gruppen/ Cliquen, die von Diskriminierung und/oder sozioökonomischer Benachteiligung betroffen sind, positive Erlebnisse.
Basis für eine qualitative Umsetzung dieser Methoden ist eine gelingende Beziehungsarbeit. Unter Beziehungsarbeit verstehen wir das wiederholte In-Kontakt-treten und den Aufbau einer Vertrauensbasis, wodurch Jugendliche und junge Erwachsene befähigt werden, sich bei Unterstützungsbedarf oder in Krisensituationen an uns zu wenden.
Unsere Leistungen für die Zielgruppe:
- ein kontinuierliches, professionelles Beziehungsangebot;
- Unterstützung bei der Bewältigung von Alltagsproblemen und/ oder Krisensituationen;
- Förderung und Reflexion einer positiven Geschlechtsidentität;
- Integration einer geschlechtersensiblen Perspektive in alle Lebensbereiche und Gleichstellung der Geschlechter;
- Unterstützung beim Emanzipationsprozess und der Identitätsfindung;
- Förderung und Stärkung entsprechend der individuellen Fähigkeiten und Interessen;
- Erarbeiten gewaltfreier Handlungsstrategien und Konfliktlösungsmodelle gemeinsam mit den Betroffenen;
- Lobbying für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen: durch den aktiven Transport jugendrelevanter Themen und öffentlichkeitswirksame Darstellung jugendlicher Lebenswelten und Problemlagen erreichen wir mehr Verständnis und Sensibilität für die Zielgruppe in der Gesellschaft.
Wir verstehen unsere Arbeit als einen Beitrag für ein gewaltfreies, tolerantes und interkulturelles Miteinander von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Laufende Qualitätssicherung, die geforderte Ausbildung im Bereich Sozialarbeit oder Sozialpädagogik und die effiziente Nutzung vorhandener Ressourcen ermöglichen es uns, die definierten Leistungen für unsere Zielgruppe bestmöglich zu erbringen.
Wir nehmen die dem zeitlichen und gesellschaftlichen Wandel unterworfenen Herausforderungen gerne an, um unserem Auftrag, die Lebenssituation Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener nachhaltig zu verbessern, weiterhin nachzukommen.