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Offene Jugendarbeit im Lockdown
Die aktuelle Ausgangsbeschränkung hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. In besonderem Maße sind vulnerable Bevölkerungsgruppen wie beispielsweise Jugendliche davon betroffen. Seit Jahrzehnten setzt sich der Verein „Rettet das Kind“ für eine nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation der betreuten Jugendlichen ein. Dieser Leitsatz ist in der aktuellen von Unsicherheit geprägten Zeit wichtiger denn je.
Zwar wird soziale Benachteiligung in der breiten öffentlichen Wahrnehmung zunehmend diskutiert, jedoch ändert dieser Umstand nichts an der Verschärfung der Lebensumstände, die durch die Pandemie hervorgerufen wurde. Große Teile der jugendlichen Zielgruppe des Jugendtreffs Pfarrgasse sind von sozialer und ökonomischer Benachteiligung betroffen und diese wird durch die Pandemie massiv verstärkt. Die Jugendlichen stehen vor gewaltigen Herausforderungen: beengte und teilweise sogar prekäre Wohnverhältnisse in überfüllten Wohnungen ohne eigene Rückzugsmöglichkeit, unzureichende Ausstattung, um den Anforderungen des Homeschooling adäquat zu begegnen, familiäre Verpflichtungen gegenüber Geschwistern oder Eltern, die die Jugendlichen bereits in jungen Jahren zu hoher Verantwortung drängen oder auch mangelnde Lehrstellenplätze in den Wunschberufen.
Genauso haben auch junge Erwachsene mit den Auswirkungen der Ausgangsbeschränkungen zu kämpfen und mussten herbe Rückschläge auf dem Weg in die Selbständigkeit hinnehmen. Heikle Arbeitsverhältnisse, drohende oder bereits eingetretene Arbeitslosigkeit, erschwerte Bildungschancen und frustrierende Arbeitssuche verwehren diesen jungen Menschen den Eintritt in ein selbstbestimmtes Leben.
Aufgrund der kalten Jahreszeit reduzieren sich die Ausweichmöglichkeiten erheblich. Der Jugendtreff als Rückzugs- und Begegnungsort im Rahmen des offenen Betriebes steht weiterhin nicht zur Verfügung. Das traditionelle Jahresabschlussfest im Jugendtreff Pfarrgasse musste, zur großen Enttäuschung aller, wie alle anderen Feste im Jahr 2020, abgesagt werden. Ebenso ist ein Silvesterfest mit Freund*innen den Ausgangsbeschränkungen zum Opfer gefallen. Zahlreiche Studien belegen welchen hohen Stellenwert soziale Beziehungen und die Peer Group im Jugendalter einnehmen und auf diese werden pandemiebedingt nun schon seit Monaten verzichtet.
Zudem stellen die veränderten Rahmenbedingungen die Jugendsozialarbeiter*innen vor neue Herausforderungen und fordern eine enorme Flexibilität und Kreativität ein. Trotz der widrigen Umstände sind die Professionist*innen des Jugendtreffs Pfarrgasse bemüht die eigene Zielgruppe in allen wichtigen oder unwichtigen und in großen oder kleinen Angelegenheiten zu unterstützen, sei es durch Beratungen oder Gespräche, die der psychosozialen Stabilisierung dienen. Die seit dem letzten Jahr intensivierte digitale Jugendarbeit eröffnete neue Wege für eine niederschwellige Kontaktaufnahme und -pflege. Auch im neuen Jahr bilden die sozialen Medienkanäle einen bedeutsamen Bestandteil des Angebots, um eine kontinuierliche professionelle Beziehungsarbeit offerieren zu können. Diese gewinnen durch die gegenwärtige Ausgangsbeschränkung noch zusätzlich an Bedeutung und werden uns im nächsten Jahr weiterhin begleiten.