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"Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es."
"(…) Kein biologisches, psychisches, wirtschaftliches Schicksal bestimmt die Gestalt, die das weibliche Menschenwesen im Schoß der Gesellschaft annimmt."
(Simone de Beauvoir)
Frühling 2021, aufgrund der Corona Maßnahmen sind wir auf Outreach im Steinbauerpark unterwegs. Das Raumangebot im Container muss wie vieles in dieser Zeit geschlossen bleiben. Eine Gruppe Burschen erblickt uns schon aus der Ferne, ruft uns zu: „Es gibt keine Frauenrechte!“. Mein Kollege und ich tauschen kurz Blicke aus, um abzuklären, ob wir direkt für eine hitzige Diskussion zu diesem immer wiederkehrenden Thema bereit sind.
Dieser Satz ist eine bewusste Provokation der Burschen, die sich damit in einer Opposition zu uns positionieren, aber gleichzeitig deutlich machen, dass sie die Auseinandersetzung zu diesem Thema der Gleichberechtigung mit uns suchen.
Nicht nur zum jährlichen Frauenkampftag am 8.März, sondern in jedem Dienst im Jugendtreff Steinbauerpark werden Themen wie Gleichberechtigung, Emanzipation und Chancengleichheit diskutiert und reflektiert. Gendersensible Arbeit bedeutet hier im Alltag oft, festgefahrene konservative und patriarchale Weltbilder zu hinterfragen und zu versuchen diese aufzubrechen, Denkanstöße zu bieten und im Gespräch und durch beständiges Vorleben alternative Lebensentwürfe anzubieten. Diese Herangehensweise verlangt im Umfeld der marginalisierten Zielgruppe immer auch nach Sensibilität und Einfühlungsvermögen in sozio-ökonomisch benachteiligte Situationen.
Da wir aufgrund des Lockdowns einen Schwerpunkt auf die digitale Jugendarbeit gelegt hatten, präsentierten wir auf unserem Instagram Kanal Statements von weiblichen Führungskräften aus Meidling. Zum heurigen Motto des Internationalen Frauentags „Frauen in Führungspositionen: für eine gleichberechtigte Zukunft in einer COVID-19-Welt“ holten wir im Sinne einer Vorbildwirkung erfolgreiche Frauen vor den Vorhang. Sie richteten sich mit einem Foto und einer positiven, bestärkenden Aussage an Mädchen und junge Frauen.
Die Bearbeitung relevanter Themen via social media bringt Inhalte, mit denen sich die betreuten Jugendlichen in ihrem Alltag selten bewusst auseinandersetzen, direkt in ihre Lebenswelt und fördert auch in der offline Arbeit die Auseinandersetzung und den Austausch mit den Jugendlichen.
Zurück im Steinbauerpark. Gegen Ende des Gesprächs mit der Gruppe bittet einer der Burschen, uns alleine sprechen zu können. Mein Kollege zieht sich mit ihm für ein Beratungsgespräch in den Container zurück. Der Jugendliche möchte einer Bekannten helfen, die in einer gewalttätigen Beziehung lebt. Als Feminist will er nicht bezeichnet werden, aber bei Frauenrechtsverletzungen wie häuslicher Gewalt kann er nicht zusehen. Wir konnten durch ihn Kontakt zur betroffenen jungen Frau aufnehmen und sie mit unserem sozialarbeiterischen Angebot durch die kritische Trennungsphase begleiten. Jeder Tag ist feministischer Kampftag. Wir setzen uns im Jugendtreff Steinbauerpark an jedem Öffnungstag gegen Sexismus, Diskriminierung und für Gleichberechtigung ein, rund um den 8.März natürlich ganz Besonders.