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Graffiti-Projekt
Jugendliche werden durch unterschiedliche Medien massiv mit Informationen überschwemmt. Was ist gerade der Trend? Welche Musik ist angesagt? Welche Challenge ist zurzeit auf Social Media besonders beliebt?
Junge Menschen lassen sich in dieser Entwicklungsphase, welche durch Identitätssuche und Loslösung vom Elternhaus geprägt ist, oftmals stark von diesen Einflüssen aus der Peer Group und von so genannten ‚Influencer‘ leiten, ohne die vermittelten Informationen auf ihre Richtigkeit oder auf eine mögliche Gefahr hin zu prüfen.
So verhält es sich auch beim Thema ‚Graffiti‘. Jugendliche sehen auf Häusern so genannte ‚Tags‘, bekommen mit, dass ihre Freunde mit ihren Spraydosen prahlen, zudem sind sie ohnehin fasziniert von dieser ‚coolen‘ Kunstform und möchten auch Bilder entstehen lassen und sich so im öffentlichen Raum verwirklichen, von anderen gesehen und beachtet werden. Dass sie sich dabei aber in einem strafrechtlich relevanten Bereich bewegen ist vielen zumeist gar nicht bekannt.
Durch das Anbieten von Graffiti-Workshops kann der Jugend eine detaillierte und vertiefte Sichtweise in das Thema vermittelt sowie die Möglichkeit geboten werden, ihr kreatives Potential in einem legalen Rahmen auszuschöpfen und erste Übung in der doch herausfordernden Kunst zu sammeln. Und genau hier setzte unser Projekt an. Aus dem Partizipationsprojekt „Jugendparlament“, welches im Jahr 2019 mit jungen Bewohner*innen aus Hietzing durchgeführt wurde, entstammte der Wunsch nach einer legalen Fläche, die mit einem Graffiti versehen werden darf.
Durch die Bezirksvorsteherin Frau Mag. Silke Kobald in Kooperation mit der MA34 konnte uns zur Realisierung dieses Anliegens ein ehemaliger Kindergarten zur Verfügung gestellt werden, welcher noch heuer abgerissen werden soll. Dies erlaubte es, eine uns bekannte Gruppe zu aktivieren, die interessiert und motiviert war, ihre Freizeit mit einer besonders kreativen und alternativen Möglichkeit zu bereichern, sowie freudig war neue Erfahrungen sammeln und etwas lernen zu können, das sie schon immer fasziniert hat, aber sich bislang keine passende und vor allem legale Option geboten hat.
Nach einer gemeinsamen Vorbereitungsphase konnte dieser Gruppe, welche sich aus fünf jungen Frauen und vier jungen Männern zusammensetzte, am 25. Juli 2020 die Möglichkeit geboten werden, mit einem professionellen Graffiti-Artist einen Graffiti Workshop abzuhalten. Für einen reibungslosen Ablauf wurden von unserer Seite die entsprechenden Dosen und Caps, Feinstaubmasken sowie Verpflegung und Getränke in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt. Aufgrund der herausfordernden Zeit wurde dieser Workshop unter Einhaltung aller bestehenden Corona-Schutzmaßnahmen abgehalten. Wir boten in diesem Zusammenhand genügend Desinfektionsmittel an und forderten zu regelmäßigen Handdesinfektionen auf.
Begonnen wurde der gemeinsame Projekttag mittags mit einer Besprechung zum Ablauf des Tages und den Corona-Schutzmaßnahmen. Zudem wurden mitgebrachte Erwartungen und Vorstellungen reflektiert und an unseren professionellen Künstler übergeben, welcher die Entstehungsgeschichte des Graffitis erzählte, auf legale und illegale Orte des Sprayens verwies, gesundheitsrelevante Aspekte hervorhob und in weiterer Folge die Verwendung der Dosen und Erzeugung bestimmter Effekte mit den Jugendlichen praktisch umsetzte. Daraufhin sollte sich die Gruppe Gedanken zu einem Wort machen, das sie gerne sprayen würde. Es wurde sich rasch von allen für den Schriftzug ‚LOKA‘ entschieden, welcher eine zweideutige Aussage hat.
Das Wort "LOKA" symbolisiert für sie einerseits Entspanntheit, Lockerheit, Gemütlichkeit. Andererseits steht es als Abkürzung für ihren Treffpunkt, die Lockerwiese. Aufbauend sollte jede*r Jugendliche* mit diesem Wort eine Skizze anfertigen, welche dann auf die Wand übertragen und als Graffiti umgesetzt wurde. Rasch bildeten sich durch gruppendynamische Prozesse von selbst zwei Gruppen, welche zwei unterschiedliche Kunstwerke mit dem gleichen Wort gestalteten.
Den ganzen Tag über konnte beobachtet werden, dass die Teilnehmer*innen sich gemeinsam unterstützten, wertschätzend kritisch bei der Weiterentwicklung halfen, Entscheidungen mithilfe respektvoller Diskussionen getroffen wurden und die jungen Frauen und Männer so zu einem gemeinsamen Ergebnis kommen konnten, das für alle zufriedenstellend war. Aufgefallen ist auch, dass durch das kreative Medium auch die stilleren und zurückhaltenderen Jugendlichen ein gleichwertiges Mitspracherecht bekamen und sich entsprechend einbringen konnte. Einen positiven Effekt hatte die Kunstform „Graffiti“ auch bei jenen Jugendlichen, die sich als nicht besonders begabt und kreativ eingestuft hatten. Sie waren besonders motiviert, da die Sprühdosen und die damit verbundenen künstlerischen Möglichkeiten einen großen Anreiz für sie darstellten.
Damit die geschaffenen Kunstwerke und die geleistete Arbeit der Jugendlichen auch entsprechend Wertschätzung erfahren, konnte eine nachhaltige Sicherung der Graffitis vereinbart werden. Die Wand, auf welcher gesprayt wurde, wird beim Abriss des Gebäudes gesichert und extra abgetragen, damit die Jugendlichen dies in Zusammenarbeit mit uns an dem Salettl an der Lockerwiese montieren können. Dies wird unserer Einschätzung nach neben der Anerkennung der geleisteten Arbeit auch zu einem gesteigerten Verantwortungsbewusstsein der jungen Frauen und Männer diesem Platz gegenüber beitragen.
In diesem Sinne: "Loka" bleiben!