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1. Resümee zur "Corona-Krise"
von Zentrale

1. Resümee zur "Corona-Krise"

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätte wir den Corona-Shut-Down gut überstanden. Aber die Folgen werden sich erst mittel- und längerfristig zeigen!


Es hat uns nicht völlig unerwartet getroffen, doch die Vorbereitungszeit war kurz und es gab keine Erfahrungswerte, an welchen wir uns orientieren konnten. Fünf Tage vor dem Shut-Down wurde klar, dass die Ausbreitung des SARS-CoV-2 zu Schließungen in der Jugendarbeit führen wird. Sofort wurde mit dem Vereinsvorstand, dem Fördergeber der Stadt Wien und im Geschäftsführungsteam beraten, wie eine solche Maßnahme bewältigt werden kann. Ein Rahmen musste geschaffen, strukturelle Vorgaben getroffen werden. Noch vor dem Shut-Down-Wochenende stand der Plan zur Krisenbewältigung fest.


Mit Montag, den 16. März 2020 wurden alle Mitarbeiter*innen von „Rettet das Kind“, LV Wien auf Homeoffice umgestellt, die Einrichtungen blieben geschlossen, der Kontakt zur Zielgruppe musste via Digitaler Jugendarbeit hergestellt werden. Trotz klarer struktureller Vorgaben und Rahmenbedingungen gestaltete sich die Umsetzung schwierig. Einerseits wurden wir im infrastrukturellen Bereich vor unterschiedliche Herausforderungen gestellt, andererseits war die Kontaktaufnahme zur Zielgruppe ausschließlich mittels Digitaler Jugendarbeit Neugebiet für den Großteil der Mitarbeiter*innen wie auch für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen.


Von Tag Null weg wurde klar, von welcher Bedeutung die seit Jahren forcierten Entwicklungen im elektronischen und digitalen Bereich für uns waren. Trotzdem fehlte es an der ausreichenden Menge von Endgeräten, und auch die Erschließung tauglicher Onlineportale und deren Nutzung mussten erst geschafft werden. Dass die Umsetzung trotzdem so gut klappen konnte ist einerseits der Kompetenz unseres IT-Experten geschuldet, andererseits waren unsere Mitarbeiter*innen bereit ihre privaten Endgeräte für die Umsetzung digitaler Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen.


Hier ein herzliches Dankeschön an alle Mitarbeiter*innen für die Bereitschaft und den Mut sich mit uns den Herausforderungen zu stellen und die engagierte Umsetzung der inhaltlichen Arbeit für die Zielgruppe!

Im Bereich der Kompetenzaneignung zur Nutzung von Onlineplattformen und der Gestaltung attraktiver Formate für die Onlinearbeit konnte einerseits auf das Know-How unserer Mitarbeiter*innen zurückgegriffen werden, andererseits wurden durch Anbieter der Offenen Jugendarbeit in Wien Vernetzungsgremien für Austausch und Informationsweitergabe geschaffen, welche wir als hilfreich und unterstützend empfanden.


In der Kontaktaufnahme zur Zielgruppe zeigten sich weitere unzählige Hürden! Kontakt kann nur zu Personen hergestellt werden, welche über ein taugliches Gerät (Smartphone, Tablet, Notebook, usw.) verfügen. Darüber hinaus benötigt es Datenvolumen, Empfang und Privatsphäre. In Zeiten von Isolation und eingeschränkter Bewegungsfreiheit aufgrund der Verordnungen der Bunderegierung zur Verhinderung der weiteren Ausbreitung des SARS-CoV-2 waren viele Jugendliche und junge Erwachsene davon betroffen.


Trotzdem konnten wir zu 60% der Zielgruppe den Kontakt während den ersten acht Wochen des Corona-bedingten-Shut-Downs herstellen bzw. aufrechterhalten. Darüber hinaus fanden im Zeitraum März und April 2020 knapp 500 Beratungsgespräche statt. Das ist eine Steigerung von 100% zum Vergleichszeitraum 2019! Vor allem Mädchen und junge Frauen konnten über das Angebot Digitale Jugendarbeit gut erreicht werden. Diese Zahlen klingen nur allzu verführerisch diese Phase als erfolgreich zu beschreiben. Es bedeutet aber auch, dass wir knapp 40% der Zielgruppe in diesem Zeitraum nicht erreichen konnten und der starke Anstieg des Bedarfs an psychosozialer Unterstützung und Beratungsgesprächen lässt uns darauf schließen, dass diese Zeit ihre Spuren hinterlassen wird und die tatsächlichen Auswirkungen erst nach und nach sichtbar werden. Dies nehmen wir zum Anlass unsere Beratungsangebote zu steigern.


Mittlerweile haben unsere fünf Streetwork-Einrichtungen und vier Jugendtreffs (mit Einschränkungen) wieder geöffnet und ihre Arbeit aufgenommen. Der Kontakt zur Zielgruppe konnte beinahe zur Gänze wiederhergestellt werden. Der gesteigerte Bedarf von Unterstützungs- und Beratungsangeboten zeigt sich auf vielen Ebenen (Lernhilfe, Lehrstellen- und Arbeitsuche, Einbringung von Anträgen, verfassen von Einsprüchen, Schuldenregulierung, Gewalterfahrungen und vieles mehr) und fordert die volle Aufmerksamkeit unserer Mitarbeiter*innen.


Wir hoffen, die weiteren Lockerungen im Bereich der Vorgaben der Bundesregierung lassen uns bald wieder zur „Normalität“ zurückkehren und eine zweite Welle kann verhindert werden. Ab Juli werden wir im Verein „Rettet das Kind“, LV Wien unsere bisherigen Erfahrungen im Umgang mit der Krise evaluieren, um uns einerseits für die Digitale Jugendarbeit zu rüsten und andererseits Qualitätsstandards festzulegen.

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